Förderung von Lehrerkompetenzen zur Entwicklung der Lernkultur in sprachlich, kulturell und leistungsmäßig heterogen zusammengesetzten Schulklassen nach den Prinzipien und Erfahrungen der Gestaltpädagogik

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Weitere Inhalte: Pädagogisches Konzept | Entstehung |

Hintergrund:

Zur Ausgangslage von Schule und Unterricht heute:

Schule und Unterricht sind bestimmt durch vielfältige geänderte Bedingungen des Aufwachsens (Stichworte: Wandel der Arbeitsgesellschaft, Wandel der Familie, Veränderung der Geschlechterrollen, Individualisierung von Lebensentwürfen, Auflösung traditioneller Milieus, erhöhte Migration, sich dramatisch verändernde wirtschaftliche Bedingungen).

Dies hat Auswirkungen auf die Aufgaben der Schule und die Kompetenzanforderungen an die Lehrer. So wachsen immer mehr erzieherische Aufgaben in die Schule hinein und wesentliche Voraussetzungen für die Teilnahme am Unterricht werden nicht mehr vorgängig von der Familie geleistet, sondern müssen erst in der Schule systematisch und zielgerichtet aufgebaut und immer wieder gesichert werden.

Die Unterrichtssituation ist für den Lehrer gekennzeichnet durch eine wachsende Häufigkeit individueller Lernstörungen und kollektiver Lernverweigerungen oder den Rückzug einzelner aus dem Lerngeschehen aufgrund individueller Bedürfnislagen.

Unter dem Einfluß psychotherapeutischer Erfahrungen (Psychoanalyse, systemische Therapieansätze, Psychodrama, Gestalttherapie u.a.), haben sich neue Einsichten und Herangehensweisen in Bezug auf Unterrichtstörungen und Motivationseinbrüche entwickelt. Hierbei werden Hemmnisse und Störungen nicht mehr als Fehlverhalten einzelnen zugerechnet, mit entsprechenden Schuldzuweisungen beantwortet und mit disziplinarischen Maßnahmen zu unterbinden gesucht, sondern sie werden als Phänomene von tieferliegenden Störungen des komplexen Lehr- Lerngeschehens verstanden.

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Zum Pädagogischen Konzept unseres Projekts:

Der pädagogische Ansatz ist die Gestaltpädagogik.

Es handelt sich dabei um ein Verfahren der Förderung erweiterter Lehrerkompetenzen, das nur in Handlungssituationen erlernt werden kann.

Merkmale der gestaltpädagogischen Fortbildung sind:

Die Institutionalisierung der gestaltpädagogischen Lehrerfortbildung - ebenso wie ihre konzeptionelle Entwicklung, praktische Erprobung und theoretische Fundierung - verlief in den letzten 20 Jahren in den beteiligten Ländern in unterschiedlicher Weise.

In Deutschland entstand sie im Rahmen der Bewegung der Humanistischen Psychologie, die in den 70-er Jahren in vielen einzelnen Impulsen aus den USA nach Europa drängte, und zwar als Adaptation der von Fritz Perls entwickelten Gestalttherapie in pädagogische Arbeitszusammenhänge und hier besonders in eine schulpädagogisch orientierte berufsbegleitende Lehrerfortbildung.

In Österreich - und hier besonders in Graz - fielen solche Ideen und Konzepte auf besonders fruchtbaren Boden, da es hier Anknüpfungspunkte an die gestalt theoretischen Forschungsarbeiten von Christian von Ehrenfels gab, der zu Beginn dieses Jahrhunderts an der Universität Graz lehrte. Auf der Basis der Gestalttheorie entwickelte Unterrichtstheorien konnten sich hier auf fruchtbare Weise mit gestaltpädagogischen Konzepten auf der Grundlage der Perlsschen Gestalttherapie auf konstruktive Weise verbinden. Diese Grazer gestaltpädagogischen Konzepte konnten schon bald umfassend in der Gestaltung von Schule und Unterricht erprobt werden (besonders seit 1983 in der Modellschule Graz).

In Italien verlief die Entwicklung weitgehend getrennt von der in den deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz; wie auch in Luxemburg). Hier gingen die wesentlichen theoretischen Impulse von der Gestalttheorie und deren einzelwissenschaftlichen Weiterentwicklungen aus, die auch bis heute die entscheidende Grundlage für die vielfältigen Konzepte pädagogischer Weiterbildung in Italien bilden.

In der Slowakei und in der Tschechischen Republik knüpfen die Bestrebungen nach einer "Vermenschlichung" der Pädagogik an COMENIUS selbst und an die Arbeiten von Miron Zelina an.

Das Zusammenführen dieser unterschiedlichen Entwicklungen in ein gemeinsames europäisches Fortbildungsprojekt war von da her eine interessante und vielversprechende Aufgabe. In der Verknüpfung dieser regionalen Ansätze zu einem europäischen Fortbildungsprojekt konnte zudem die besondere Potenz dieser Lehrerfortbildungskonzepte im Umgang mit biographisch - kulturell fundierter Differenz einer herausfordernden Erprobung unterzogen werden im Umgang mit der biographisch bedingten Differenz der Individuen in Wirklichkeitskonstitution, Situationswahrnehmung und Handlungs- wie Problemlösungsinitiativen mit der durch nationale und regionale Bedingungen des Aufwachsens geprägten Unterschiede der teilnehmenden Lehrer in Verhaltenswahrnehmungen und der Auffassung von Unterricht, mit den Schwierigkeiten der Verständigung - auch über introspektive Erfahrungsverarbeitung - bei Fehlen einer gemeinsamen Umgangssprache für alle,  mit den heterogenen Vorstellungen über Aufgaben und Arbeitsweisen der Lehrer in den nationalen Schulkulturen sowie im Austausch und in gemeinsamer experimenteller Erprobung von Möglichkeiten des erzieherischen und didaktischen Umgangs mit in vielfältiger Weise heterogen zusammengesetzten Schulklassen.

1.1.Entstehung dieses Projekts

1997 organisierte das Lehrerberatungszentrum Graz auf Anregung von Ute Kienzl einen über„Kulturkontakt Austria“ finanzierten Grundlehrgang Gestaltpädagogik mit TeilnehmerInnen aus der Slowakei, aus Kroatien und aus Österreich. Dieser Grundlehrgang mußte jedoch abgebrochen werden, da das Konzept für eine solche Arbeit offensichtlich noch nicht ausgereift war.

Daraus entstand die Idee, das Konzept im Rahmen eines Comenius 3.1 Projekts so weiterzuentwickeln, daß nicht nur LehrerInnen aus verschiedenen Ländern an einem gemeinsamen Gestaltpädagogiklehrgang teilnehmen, sondern daß auch die verschiedenen Ansätze von Gestaltpädagogik durch transnationale Trainerteams zusammengeführt werden konnten. Auf der Suche nach Interessierten lernte Ute Kienzl Ursula Bünger, eine deutsche Lehrerin, die in Italien studiert hat, dort ihre Ausbildung in gestalttheoretischer Therapie gemacht hat, und nun in Sizilien arbeitet, kennen, und konnte sie für die Idee begeistern. Für die wissenschaftliche Leitung konnte Jörg Bürmann von der Universität Mainz, anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Gestaltpädagogik, gewonnen werden, und bei der Gestaltpädagogik- Tagung im Herbst 1997 in Graz wurden die ersten Vorgespräche geführt. Darauf stellte Ursula Bünger den Antrag auf einen Vorbereitenden Besuch, zog sich jedoch später aus dem Projekt zurück.

Im Herbst 1998 fand dieser Vorbereitende Besuch in Graz mit Ute Kienzl, Jörg Bürmann und Uscha Forster vom SIL (jetzt IfB) Haus Saarburg statt, bei dem das Projekt in seinen Grundstrukturen und seinem theoretischen Ansatz entworfen wurde. Ute Kienzl übernahm die Koordination des Projekts.

Auf der Suche nach weiteren Projektpartnern wurden die alten Kontakte zu Ivica Lencova von der Universität Banska Bystrica, die bereits an der ersten „Kulturkontakt- Gruppe“ teilgenommen hatte, reaktiviert, und über sie neue Kontakte zu Hana Andrasova von der Universität Budejovice geknüpft. Nun umfaßte das Projekt fünf Länder. Der Projektantrag konnte gestellt werden....